In 4 Schritten zum Erfolg
Blasenschwäche / Harninkontinenz

Was tun bei Blasenschwäche?

Blasenschwäche ist eine sehr weit verbreitete Funktionsstörung, die die Lebensqualität erheblich einschränken kann. Blasenschwäche – der medizinisch korrekte Ausdruck lautet Harninkontinenz – nimmt mit dem Alter stark zu, Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Blasenschwäche ist kein klar umrissenes Krankheitsbild, sondern nur ein Symptom, dem vielfältige Ursachen zugrunde liegen können. Wichtig ist es, möglichst frühzeitig die Ursachen zu finden und konsequent zu behandeln, um die Lebensqualität zurückzugewinnen. Erfreulicherweise lassen sich die Beschwerden in aller Regel deutlich lindern oder sogar beseitigen.

Viele Betroffene denken, dass Blasenschwäche schicksalhaft hingenommen werden müsste und ziehen sich in die Isolation zurück. Doch das ist ein großer Fehler! Mit der richtigen und gezielten Behandlung bestehen sehr gute Chancen, ein normales, aktives Leben führen zu können.

Inhaltsübersicht

Was sind Blasenschwäche, Harninkontinenz und Reizblase?

Unter Blasenschwäche (Synonym: Harninkontinenz) versteht man jeden ungewollten Harnverlust. Der Begriff Blasenschwäche ist etwas irreführend, da es sich in der Regel nicht um eine Schwäche der Harnblase handelt, sondern eher um eine Fehlfunktion der Blase oder Schwäche des Beckenbodens. Es gibt 5 voneinander abgrenzbare Inkontinenzformen, die wir gleich besprechen werden.

Unter Reizblase versteht man einen plötzlich auftretenden, kaum zu unterdrückenden Harndrang, ohne Verlust von Urin. Die Reizblase ist eine Vorstufe einer bestimmten Inkontinenzform (der Dranginkontinenz) und kann sich unbehandelt durchaus zu einer Blasenschwäche entwickeln.

Blasenschwäche - ein Tabuthema

Blasenschwäche ist auch heute noch immer für viele ein Tabu, deshalb sprechen Freundinnen bzw. Freunde meist nicht offen darüber. Die meisten Betroffenen – man geht von 50% bis 70% aus – gehen mit ihrem Problem nicht zum Arzt, Sie leiden lieber im Stillen. Doch dies ist grundfalsch! Denn dem weitaus größten Teil der Betroffenen kann durch Eigeninitiative und gezielte ärztliche Behandlung effektiv geholfen werden, so dass wieder ein beschwerdefreies, aktives Leben möglich ist. 

Blasenschwäche nicht schicksalhaft hinnehmen, sondern handeln!

Wie häufig kommt Blasenschwäche in der Bevölkerung vor?

Zu dieser Frage gibt es kaum aktuelle Untersuchungen. Nach einer in 2005 veröffentlichten repräsentativen Befragung leiden 12,6% der Deutschen an Harninkontinenz. Frauen waren mit 15% deutlich häufiger betroffen als Männer mit 9,5%. In der Studie zeigte sich eine starke Altersabhängigkeit.

Von Harninkontinenz betroffen waren 6,1% der 18- bis 40-Jährigen, 9,5% der 41- bis 60-Jährigen und 23% der über 60-Jährigen (Beutel ME et al, Prävalenz der Urininkontinenz in der deutschen Bevölkerung. Komorbidität, Lebensqualität, Einflussgrößen, Der Urologe (2005), 44(3): 232–238).

Blasenschwäche kommt in der Bevölkerung sehr häufig vor - im Schnitt sind 12,6% betroffen
Die Häufigkeit von Harninkontinenz nimmt mit dem Alter kräftig zu

Willst du alles ganz genau wissen zu Untersuchungen, Behandlung, Tipps für den Alltag und vielem mehr, so empfehlen wir unser kostenpflichtiges Powerprogramm gegen Blasenschwäche und Reizblase:

Welche Formen der Blasenschwäche gibt es und wie ist die Symptomatik?

Es gibt verschiedene Formen mit unterschiedlichen Ursachen, die unterschiedlich behandelt werden müssen. Deshalb ist entscheidend, dass dein Arzt zunächst einmal die richtige Diagnose stellt! Auch ein Blaseninfekt, spezielle Medikamente oder eine neurologische Erkrankung können eine Blasenschwäche auslösen. 

Die International Continence Society hat im Jahr 2003 die heute gültigen Inkontinenz-Formen neu definiert. Es gibt 5 verschiedene Formen, die wir kurz besprechen werden:

  1. Belastungsinkontinenz (frühere Bezeichnung: Stressinkontinenz)
  2. Überaktive Blase (hierzu gehören Reizblase und Dranginkontinenz)
  3. Überlaufinkontinenz
  4. Neurogene Harninkontinenz
  5. Extraurethrale Harninkontinenz

Belastungsinkontinenz

Belastungsinkontinenz ist definiert als Harnverlust bei Belastung des Bauchraums wie Niesen, Husten, Heben, Lachen, Springen oder Hüpfen, ohne dass du Harndrang verspürst. Grund für die Inkontinenz ist eine Fehlfunktion des Verschluss-Mechanismus, in der Regel handelt es sich um eine Schwäche des Beckenbodens.

Belastungsinkontinenz ist definiert als Harnverlust bei Belastung des Bauchraums
Symptomatik und Ursache der Belastungsinkontinenz

Überaktive Blase / Dranginkontinenz

Die Überaktive Blase ist ausschließlich über die Symptome definiert. Das Kardinalsymptom ist ein nicht zu unterdrückender, plötzlich einsetzender Harndrang ohne Vorwarnung. Charakteristisch sind auch nächtliches Aufwachen wegen Harndrangs und häufiges Wasserlassen, d.h. öfter als 8 mal in 24 Std.

Eine Überaktive Blase ohne Harnverlust wird als Reizblase bezeichnet, eine Überaktive Blase mit Harnverlust nennt man auch Dranginkontinenz.

Der Überaktiven Blase können sehr verschiedene Ursachen zugrunde liegen, die zu unkontrollierten Kontraktionen des Blasenmuskels führen. Leider kann es schwierig und aufwändig sein, die richtige herauszufinden. 

Außerdem gibt es andere Erkrankungen, die eine Überaktive Blase imitieren, wie beispielsweise eine Harnwegsinfektion. Diese müssen unbedingt ausgeschlossen werden, damit du richtig behandelt wirst.

Es muss klar gesagt werden, dass du unbedingt zum Arzt gehen solltest, wenn du eine Überaktive Blase vermutest, allein schon, um eine Infektion und andere Ursachen wie Tumoren auszuschließen. Außerdem gibt es eine Fülle von Behandlungsoptionen, die großenteils vom Arzt verordnet werden müssen und die sich teilweise in der Wirkung ergänzen.

Überlaufinkontinenz

Charakteristisch für die Überlaufinkontinenz ist, dass die Harnblase infolge eines Abflusshindernisses oder eine Kraftlosigkeit des Blasenmuskels nie richtig leer wird. 

Durch den ständig nachproduzierten Urin füllt sich die Blase immer weiter, und es kommt dann zu einer prall gefüllten und nach und nach überdehnten Harnblase. Durch den hohen Druck kommt es zum unwillkürlichen Abgang kleiner Urinportionen aus der prall gefüllten Blase, sie läuft quasi über.

Überlaufinkontinenz ist die Folge einer fortgeschrittenen Entleerungsstörung.

Überlaufinkontinenz muss schnellstmöglich behandelt werden, da sie zu schweren Nierenschädigungen durch einen gefährlichen Urin-Rückstau von der Harnblase in die Nieren führen kann.

Neurogene Harninkontinenz

Unter neurogener Harninkontinenz versteht man den Verlust von Urin infolge einer Erkrankung des Nervensystems. Hierbei unterscheidet man zwischen Erkrankungen des Zentralnervensystems (bestehend aus Gehirn und Rückenmark) und Erkrankungen des peripheren Nervensystem, zu dem alle Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark gehören. 

Zu den Erkrankungen des Zentralnervensystems zählen beispielsweise Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Schlaganfall oder eine Schädigung des Rückenmarks wie Entzündungen oder ein Bandscheibenvorfall. Durch die Schädigungen können Nervenverbindungen gestört sein oder sogar vollständig ausfallen. Dies bedeutet, dass die Steuerungen durch Gehirn und Rückenmark nicht mehr richtig funktionieren. 

Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die zu einer Harninkontinenz führen können

Eine Schädigung peripherer Nerven wird als Neuropathie oder Polyneuropathie bezeichnet. Häufig kommt sie bei einem über längere Zeit vorliegenden Diabetes (diabetische Polyneuropathie) oder bei ausgeprägtem Alkoholkonsum vor. 

Schematische Darstellung des peripheren Nervensystems. Eine Schädigung peripherer Nerven wird als Neuropathie oder Polyneuropathie bezeichnet.
Schematische Darstellung des peripheren Nervensystems. Eine Schädigung peripherer Nerven wird als Neuropathie oder Polyneuropathie bezeichnet.

Bei neurogener Inkontinenz kann die Symptomatik sehr komplex sein. Bei Schäden des Gehirns oder Rückenmarks ist eine Blasenüberaktivität typisch, bei Rückenmarksschädigungen kommt häufig eine sog. Reflexblase hinzu. Dies bedeutet, dass das Wasserlassen nur noch reflektorisch über Kurzschlussverbindungen im Rückenmark erfolgt. 

Schäden des peripheren Nervensystems – z.B. durch Diabetes – führen meist zu einer schlaffen Blase, sie können aber auch zu einer Blasenüberaktivität führen.

Extraurethrale Inkontinenz

Die extraurethrale Inkontinenz ist sehr selten. Typisch ist hier ein plötzlicher oder permanent träufelnder Urinverlust durch andere Organe außerhalb der Harnröhre, z.B. durch die Scheide.

Extraurethrale Inkontinenz entsteht als Folge von Fisteln oder Missbildungen. Fisteln sind unnatürliche röhrenartige Verbindungen zwischen Hohlorganen, z.B. zwischen Harnblase und Scheide.

Welche Ursachen können für eine Blasenschwäche verantwortlich sein?

Ursachen einer Belastungsinkontinenz bei Frauen

  • Eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur und des Aufhängeapparats von Blasenhals, Harnröhre und Vagina kann zu einer Instabilität des Beckenbodens mit geringem Verschlussdruck führen. Ursachen bzw. Risikofaktoren sind Übergewicht, eine allgemeine Bindegewebsschwäche, das Alter, eine Blasensenkung, Gebärmuttersenkung und Östrogenmangel, der zu einer Rückbildung von Gewebe im Genitalbereich führt.
  • Bei einer Spontangeburt kann der Nervus pudendus, der den Beckenboden versorgt, sehr leicht verletzt werden. Nur wenn dieser intakt ist, funktioniert ein spezieller Reflex richtig, der dazu führt, dass sich bei abrupten Drucksteigerungen spezielle Fasern der Beckenbodenmuskulatur blitzartig zusammenziehen.
  • Auch Operationen im kleinen Becken (z.B. Gebärmutterentfernung) können zur Belastungsinkontinenz führen. Auch hier ist die Ursache eine Nervenverletzung, allerdings geht es um den Nerv, der den inneren Schließmuskel versorgt.
  • Auch körperliche Inaktivität kann zu Belastungsinkontinenz führen. Bequemlichkeit und Bewegungsmangel kann zu Muskelschwund des Beckenbodens führen. Patientinnen mit diesem Krankheitsbild haben es völlig verlernt, die Beckenbodenmuskulatur bewusst anzuspannen bzw. zu entspannen.

Ursachen einer Belastungsinkontinenz bei Männern

Bei Männern entsteht eine Belastungsinkontinenz vor allem durch Operationen, Krebsbehandlungen und Verletzungen:

  • Besonders häufig ist eine Belastungsinkontinenz nach radikaler Entfernung der Prostata (z.B. bei Prostatakrebs). Bei dieser Operation besteht immer das Risiko, den Beckenboden, das Verschluss-System und die versorgenden Nerven zu verletzen.
  • Auch nach Bestrahlungen, nach einer Brachytherapie oder nach Verletzungen kann eine Belastungsinkontinenz entstehen.

Ursachen einer Überaktiven Blase

Man geht heute davon aus, dass Veränderungen eine wichtige Rolle spielen, die mit zunehmenden Alter auftreten.

  • Mit zunehmendem Alter ändern sich die Zellen der Blasenmuskulatur, wodurch die Harnblase insgesamt übererregbar wird und sich manchmal krampfartig zusammenzieht.
  • Östrogenmangel nach der letzten Regelblutung führt bei Frauen zu Rückbildung und nachlassender Funktion aller Gewebestrukturen des Urogenitaltrakts. Folgen können Reizblasenbeschwerden oder Harnwegsinfekte sein.
  • Bei Männern spielt wohl auch bei Überaktiver Blase die Prostata eine Rolle. Eine Erklärung ist, dass eine vergrößerte Prostata in die Harnblase hineindrückt und zudem die Harnröhre zusammendrückt, so dass die Harnblase den Urin mit vermehrter Muskelkraft hinauspressen muss. Diese dauerhaft erhöhte Kraftanstrengung führt zu einer erheblichen Belastung der Blase, die „gereizt“ reagiert.
Ursachen einer Überaktiven Blase

Ursachen einer Überlaufinkontinenz

Für eine Überlaufinkontinenz gibt es 2 grundsätzliche Ursachen:

  1. Die häufigere Ursache ist ein Abflusshindernis
  2. Die zweite, seltenere Ursache ist ein kraftloser Blasenmuskel.

Ursache Abflusshindernis:

  • Das klassische Abflusshindernis ist eine gutartig vergrößerte Prostata des Mannes, die die Harnröhre wie einen Strohhalm zusammendrückt.
  • Bei Frauen betreffen können Tumoren oder eine Gebärmutter- oder Scheidensenkung die Ursache sein. Bei einer Senkung drücken die abgesenkten Organe auf die Harnröhre und klemmen diese ab, so dass der Urin nicht mehr richtig ablaufen kann. 
  • Weitere Abflusshindernisse entstehen durch Verengungen der Harnröhre. Ärzte sprechen von Urethrastrikturen.

Die wichtigsten Ursachen einer kraftlosen Blasenmuskulatur:

  • Eine Schwäche des Blasenmuskels kann beispielsweise durch Medikamente ausgelöst werden, wie beispielsweise Anticholinergika, Antidepressiva, Opioide, Neuroleptika, Muskelrelaxantien, Calciumantagonisten, Parkinsonmedikamente und Adrenergika.
  • Auch Schäden am Nervensystem können zu einer kraftlosen, schlaffen Harnblase führen (s. auch neurogene Harninkontinenz).

Ursachen einer neurogenen Harninkontinenz

Die neurogene Inkontinenz hat seine Ursache in einer neurologischen Grunderkrankung. Dabei kann man grundsätzlich unterscheiden zwischen Schäden des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark) und Schäden des peripheren Nervensystems (alle Nerven außerhalb des Zentralnervensystems).

  • Schäden am peripheren Nervensystem bezeichnet man als Polyneuropathie oder Neuropathie. Häufige Ursachen sind ein seit längerem bestehender Diabetes mellitus (diabetische Polyneuropathie) oder Alkoholmissbrauch.
  • Schädigungen des Gehirns können beispielsweise durch einen Schlaganfall, durch Morbus Parkinson oder Demenz entstehen.
  • Schädigungen des Rückenmarks entstehen beispielsweise durch Verletzungen, durch einen Bandscheibenvorfall oder nach Operationen.
  • Der Spezialfall Multiple Sklerose kann alle Bereiche des Zentralnervensystems betreffen.

Ursachen einer extraurethralen Harninkontinenz

Bei der extraurethralen Inkontinenz geht der Harn nicht normal über die Harnröhre ab, sondern über die Vagina, die Haut oder den Anus. Der Urinabgang kann plötzlich unvermittelt oder ständig tröpfelnd erfolgen. Die Ursache sind Fisteln oder Missbildungen.

  • Bei Kindern kann die Ursache eine angeborene Missbildung sein wie beispielsweise ein Harnleiter, der fälschlich außerhalb der Blase mündet. 
  • Bei Erwachsenen sind meist Fisteln die Ursache. Diese sind unnatürliche röhrenartige Verbindungen zwischen Hohlorganen oder zwischen einem Hohlraum und der Körperoberfläche. Bei extraurethraler Inkontinenz können Fisteln zwischen dem harnableitenden System und der Haut oder dem weiblichen Genitaltrakt oder dem Darm vorliegen.

Was kann ich bei Blasenschwäche selbst tun? Gibt es vorbeugende Maßnahmen?

Du kannst eine ganze Menge selbst zu einer Verbesserung der Beschwerden beitragen. Dies betrifft aber nur die beiden häufigsten Inkontinenzformen, nämlich Belastungsinkontinenz und Überaktive Blase. Bei neurogener Ursache, bei Überlaufinkontinenz und extraurethraler Inkontinenz ist eine ärztliche Behandlung unabdingbar.

Es gibt 3 Bereiche, auf die du selbst einen erheblichen Einfluss hast:

  1. trainiere deinen Beckenboden, und zwar professionell,
  2. sorge für Normalgewicht,
  3. vermeide schlechte Angewohnheiten, die den Beckenboden belasten und
  4. achte auf ein gesundes Trink- und Essverhalten und einen gesunden Lebensstil,
  5. vermeide Stress.

Gehen wir die Punkte mal kurz durch …

Beckenbodentraining

Die wichtigste Selbsthilfemaßnahme bei bestehender Belastungsinkontinenz ist ein Beckenbodentraining. Dies gilt für Frauen und Männer gleichermaßen. 

Solange die Belastungsinkontinenz leicht- bis mittelgradig ist, ist Beckenbodengymnastik in der Regel sehr wirksam, aber du brauchst viel Geduld. 

Auch bei Überaktiver Blase ist ein Beckenbodentraining hilfreich, der Wirkmechanismus ist allerdings etwas anders als bei Belastungsinkontinenz.

Beckenbodentraining hat einen sehr guten Einfluss auf die Belastungsinkontinenz

Wir empfehlen dir, gerade zu Beginn individuell unter Anleitung einer versierten physiotherapeutischen Fachkraft zu trainieren, die über umfassende Erfahrungen verfügt und gezielt die passenden Techniken anwendet. 

Folgende Ziele werden mit der Beckenbodengymnastik verfolgt:

  • die Beckenbodenmuskulatur soll allgemein durch gezieltes Trainieren der verschiedenen Muskelfasern gekräftigt werden.
  • das 2. Ziel ist es zu lernen, die Beckenbodenmuskulatur bewusst anzuspannen und im Gegenzug zu entspannen. Ca. ⅓ der Frauen mit Belastungsinkontinenz ist dazu nicht in der Lage.
  • mit Hilfe manueller Techniken soll die Leitgeschwindigkeit des Nervs, der den Beckenboden versorgt, verbessert werden. Diese Behandlung ist besonders dann angezeigt, wenn der Nerv durch Druck bzw. Quetschung geschädigt ist, z.B. nach einer Spontangeburt.

Erreichung von Normalgewicht

Die Normalisierung des Körpergewichts eine der ganz wichtigen Maßnahmen. Auch wenn es noch so schwer ist, denke dran, du befreist dich und deinen Körper aus einem Gefängnis, das dich krank macht. Bereits eine Gewichtsreduzierung um mehr als 5% verbessert die Inkontinenzbeschwerden signifikant.  

Unnötige Belastung des Beckenbodens vermeiden

Ein Beispiel für eine unnötige Belastung des Beckenbodens ist das Pressen beim Stuhlgang infolge einer Verstopfung. Dies ist für den Beckenboden eine anhaltende Tortur, die auf Dauer zu Schäden an den Muskeln und Nerven führt. Sollte das bei dir der Fall sein, stelle unbedingt deine Ernährung um!

Eine andere häufig zu beobachtende schlechte Angewohnheit ist das ständige Aufschieben des Wasserlassens trotz Harndrangs. Eine übervolle Harnblase ist eine Belastung für das gesamte Verschluss-System.

Gesundes Trinkverhalten

Trinken ist eine Kunst, da kann man eine Menge falsch machen. Einer der häufigsten Fehler bei Blasenschwäche ist es, zu wenig zu trinken in der Hoffnung, dann weniger Urin zu verlieren. Dies führt aber nur zu vermehrten Harnwegsinfektionen und anderen Problemen. Ganz entscheidend ist die konsequente Zufuhr von Flüssigkeit, am besten in Form von Wasser.

Die Flüssigkeitsaufnahme sollte bei Gesunden in der Regel ca. 1,5 l innerhalb von 24 h betragen. Sie sollte gleichmäßig über den Tag verteilt werden, und du solltest regelmäßig zur Toilette gehen. Dadurch wird die Fähigkeit der Harnblase zu Urin-Speicherung und -Entleerung trainiert und gestärkt. 

Bei Entzündungen, Nieren-Krankheiten oder Herzschwäche muss das Trinkvolumen eventuell angepasst werden, dies solltest du mit deinem Arzt besprechen.

Gesundes Trinkverhalten

Harntreibende Stoffe wie Koffein, Alkohol oder süße Getränke solltest du meiden. Das Problem bei Kaffee ist, dass die Inhaltsstoffe die Blasenschleimhaut reizen können. Dasselbe gilt auch für Nikotin. Also: weg mit den Kippen!

Gesundes Essverhalten

Nicht nur beim Trinken – auch beim Essen kann man sehr viel falsch machen. Eine vollwertige, ballaststoffreiche Ernährung mit pflanzlichen Ölen statt tierischen Fetten verhindert Übergewicht und Verstopfung – und das ist beides enorm wichtig zur Entlastung des Beckenbodens! Scharfe Gewürze wie Pfeffer oder Chili solltest du meiden.

Gesunde Ernährung

Stress meiden

Eine Überaktive Blase wird bei empfindlichen Menschen durch Stress, Hektik und Nervosität begünstigt. Mit Entspannung kannst du einiges dagegen tun! Gönne dir also regelmäßig Phasen der Ruhe oder der Meditation. Zu den wirksamsten Entspannungsübungen gehört die progressive Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson. Andere wirksame Entspannungsmethoden sind die Atemtherapie und die Achtsamkeitsmeditation.

Wie wird Blasenschwäche diagnostiziert, welche Untersuchungen stehen beim Arzt an?

Die gute Nachricht am Anfang: alle Untersuchungen zur Blasenschwäche sind harmlos und schmerzfrei. Es gibt 4 Untersuchungsbereiche:

  1. die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese),
  2. die körperliche Untersuchung,
  3. die Urin-Analyse und
  4. die Sonographie (Ultraschalluntersuchung). 

Wir können die Untersuchungsbereiche in diesem Blogartikel nur kurz in der Übersicht darstellen. Bist du an detaillierten Informationen zu allen Untersuchungsverfahren interessiert, so schaue dir doch einmal unser kostenpflichtiges Powerprogramm gegen Blasenschwäche und Reizblase an:

Erhebung der Anamnese

Die Anamnese ist das Arzt-Gespräch mit Fragen zu deinen Beschwerden und deiner Krankengeschichte. Dabei geht es u.a. um die Häufigkeit der Toilettengänge, die abgegebenen Urinmengen, um nächtliches Wasserlassen und um die Fragen, wie stark dein Dranggefühl ist und ob du Urin verlierst. Hilfreich ist dabei ein Miktionsprotokoll, das du zu Hause ausfüllen kannst.

In weiteren Fragen geht es um deine Essgewohnheiten, Verstopfung, Begleiterkrankungen wie Diabetes, Operationen, neurologische Erkrankungen, Schwangerschaften und Medikamenteneinnahme. Auf diese Fragen kannst du dich bereits zu Hause mit Hilfe eines Anamnesebogens vorbereiten.

Die Vorlage eines Miktionsprotokolls kannst du hier downloaden, der Anamnesebogen ist in unserem kostenpflichtigen Powerprogramm gegen Blasenschwäche und Reizblase enthalten.

Körperliche Untersuchung

Bei der allgemeinen körperlichen Untersuchung werden verschiedene Organe und Funktionen überprüft. In erster Linie geht es um

  • Verengungen der Harnröhre,
  • den Zustand des Beckenbodens und des Genitalbereichs,
  • eventuelle Sensibilitätsstörungen und
  • bei Männern um die Prostata.

Urin-Analyse

Untersucht wird der Urin zunächst einmal auf Nitrit, Leukozyten, Eiweiß und Blut.

  • Nitrit im Urin ist ein Zeichen für eine bakterielle Harnwegsinfektion, allerdings kann eine Infektion auch ohne Nitrit vorliegen. Zeigt der Schnelltest Nitrit an, wird eine Kultur angelegt und in der Regel die Empfindlichkeit der Erreger gegen Antibiotika bestimmt. Eine Kultur sollte immer dann angelegt werden, wenn die Gesamt-Symptomatik eine Infektion vermuten lässt.
  • Leukozyten im Urin zeigen einen Immunprozess an, auch sie sind ein deutlicher Hinweis auf einen Harnwegsinfekt.
  • Ein erhöhter Eiweißgehalt im Urin kann ein Hinweis auf eine Nierenerkrankungen sein.
  • Blut im Urin ist ein Zeichen für Entzündungen, Steine oder einen Tumor in Harntrakt. Wird im Urin Blut nachgewiesen, muss die Ursache abgeklärt werden, d.h. es sind grundsätzlich weitere Untersuchungen fällig.

Sonographie (Ultraschalluntersuchung)

Bei der Sonographie kommt es in erster Linie auf die Bestimmung des Restharns an. Damit ist die Menge des Harns gemeint, die nach einer Entleerung in der Harnblase verbleibt. Diese sollte möglichst gering sein, denn Restharn ist ein typisches Zeichen von Blasenentleerungsstörungen.

Außerdem lässt sich mit Hilfe der Sonographie feststellen, ob die Lage der Organe, z.B. der Nieren, in Ordnung ist und ob krankhafte Veränderungen vorliegen wie etwa eine Vergrößerung der Prostata. Auch die Stärke des Blasenmuskels kann man per Sonographie abschätzen und bei einer Verdickung auf eine erhöhte Kraftanstrengung durch ein Abflusshindernis schließen.

Neben dem Standard-Ultraschall gibt es spezielle Ultraschalluntersuchungen, die sehr viel mehr Informationen geben und bei Bedarf von Fachärzten durchgeführt werden (Pelvic-floor-Sono bei Frauen und transrektaler Ultraschall bei Männern).

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Blasenschwäche und worauf ist bei der Therapie zu achten?

Jede Inkontinenzform wird individuell behandelt. In diesem Blogartikel geben wir dir eine Übersicht aller Behandlungsverfahren für alle Inkontinenzformen. Bist du an detaillierten Informationen zu allen Behandlungsoptionen interessiert, so schaue dir doch einmal unser kostenpflichtiges Powerprogramm gegen Blasenschwäche und Reizblase an. Dort werden alle Verfahren bildhaft in Videos dargestellt und erläutert.

Behandlung der Belastungsinkontinenz

  • Im Vordergrund steht die Physiotherapie bestehend aus Beckenbodentraining, Vibrationstherapie und Elektrostimulation, eventuell unterstützt durch Biofeedback. Bei der Vibrationstherapie stehst du auf einer Platte mit wechselnden Schwingungen, die den Beckenboden fordern und regenerieren. Die Elektrostimulation erfolgt mit Elektroden, die in die Scheide oder den After eingeführt werden. Dadurch ziehen sich die Schließmuskeln zusammen, und es werden bestimmte Muskelfasern aktiviert und gestärkt. Diese Verfahren sollten in Kombination erfolgen, da sie sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken.
  • Für die medikamentöse Behandlung stehen lokal anzuwendende Östrogene und orales Duloxetin zur Verfügung. Östrogene sind für Frauen nach den Wechseljahren zur Verbesserung der Gewebedurchblutung geeignet. Duloxetin erhöht spezielle Botenstoffe im Rückenmark, was dazu führt, dass sich der äußere Schließmuskel kräftiger zusammenziehen kann.
  • Falls die angesprochenen Maßnahmen nicht ausreichen, kommt eine Operation in Frage. Ein Verfahren ist die minimal-invasive Implantation eines Netzbandes (nur für Frauen). Dabei verlegt der Operateur eine spannungsfreie Schlinge aus Netzband U-förmig um die Harnröhre. Ein anderes Verfahren ist die Implantation eines künstlichen Schließmuskels. Dieses Verfahren ist sowohl für Frauen als auch Männer geeignet. 

Behandlung der Dranginkontinenz

  • Zur Basistherapie gehören verhaltens- und physiotherapeutische Maßnahmen.
  • Zur Physiotherapie gehört die sehr wirksame Elektrostimulation, die in Kombination mit dem Beckenbodentraining durchgeführt werden sollte.
  • Als verhaltenstherapeutische Maßnahme ist insbesondere das sog. Blasentraining wirksam. Ziel dieses Trainings ist es, das Gefühl für die Blasen- und Darmentleerung (wieder) zu erlernen und sich anzutrainieren, zum optimalen Zeitpunkt zur Toilette zu gehen. Dadurch werden plötzliche Harndrang-Attacken reduziert und du gewinnst nach und nach wieder Vertrauen in deine Blasenfunktion.
  • Zu den Medikamenten: Sehr wirksam bei Überaktiver Blase sind die sogenannten Anticholinergika, diese stellen die Standardtherapie dar. Sie wirken, indem sie den Blasenmuskel entspannen und somit den Harndrang dämpfen. Begleitend kann bei Frauen (nach den Wechseljahren) eine lokale Behandlung mit Östrogensalbe oder -zäpfchen erfolgen, die dem Gewebeabbau im weiblichen Urogenitaltrakt entgegenwirkt und dadurch dessen Empfindlichkeit reduzieren.
  • In den allermeisten Fällen lässt sich eine Dranginkontinenz mit den dargestellten Maßnahmen erfolgreich behandeln. Sind die Symptome jedoch so ausgeprägt, dass die genannten Maßnahmen nicht ausreichen oder sind die Nebenwirkungen zu stark, kommen Reserveverfahren zum Einsatz. 
  • Eines der wirksamsten operativen Reserveverfahren bei Überaktiver Blase ist die Injektion von Botulinumtoxin A – auch bekannt als Botox – in die Blasenwand. Ein weiteres Reserveverfahren ist die sakrale Neuromodulation. Dabei werden die für die Harnblase zuständigen Nervenwurzeln mit Strom stimuliert, so dass sich die Kommunikation zwischen Gehirn und Blase normalisiert.

Behandlung der Überlaufinkontinenz

Die wichtigste Sofort-Maßnahme ist es, die Harnblase mit einem Katheter zu entleeren, um schwere Nierenschäden durch einen Rückstau von Urin zu vermeiden. 

Je nach Ergebnis der Diagnostik gilt es danach, entweder das Abflusshindernis zu behandeln bzw. zu sanieren oder die kraftlose Blase zu revitalisieren und zu stärken.

Bei einem Abflusshindernis besteht die Therapie darin, das Hindernis zu behandeln bzw. zu beseitigen:

  • Klassiker ist die gutartig vergrößerte Prostata. In den Frühstadien können häufig α-Blocker helfen, die Verengung zu vermindern. Oft werden auch 5-Alpha-Reduktasehemmer eingesetzt, die das Prostatawachstum bremsen sollen. Reichen α-Blocker und 5-Alpha-Reduktasehemmer nicht aus, so gibt es keine Alternative zur Operation (OP) der Prostata, z.B. die transurethrale Resektion der Prostata (TURP). 
  • Hat die Verengung der Harnröhre andere Gründe wie beispielsweise eine Senkung, Tumoren der Beckenorgane oder eine Harnröhrenstriktur, ist in der Regel eine spezielle, ganz darauf ausgerichtete Operation erforderlich, um die Verengung zu sanieren.

Bei einer kraftlosen Blase sollte man immer auch an eine Medikamentennebenwirkung denken. Dann sollte das Medikament, wenn möglich, ausgetauscht oder abgesetzt werden.

Für alle anderen Fälle einer kraftlosen Blase stehen folgende Optionen zur Verfügung:

  • Blasentraining („Blasenentleerung nach der Uhr“). Ziel ist es, durch zuverlässig rechtzeitiges Wasserlassen (z.B. exakt alle 2 Stunden) die Überdehnung des Blasenmuskels zu reduzieren, das Fassungsvermögen der überdehnten Blase zu verringern und damit die Muskelkraft nach und nach wiederzuerlangen.
  • Um den Blasentonus (die Grundspannung der Blasenmuskulatur) zu erhöhen, können begleitend Parasympathomimetika (Synonym Cholinergika) eingesetzt werden. Sie verbessern indirekt das Blasengefühl, haben jedoch keine direkte Wirkung auf die Kraft der Blasenmuskulatur.
  • Bei der intravesikalen Elektrostimulation (IVES) handelt es sich um die direkte elektrische Reizung des Blasenmuskels. Dazu wird über einen dünnen Spezial-Katheter physiologische Kochsalzlösung in die Blase gefüllt und für die Behandlung ein elektrisches Feld aufgebaut. Die Behandlung verbessert die Wahrnehmung der Blasenfüllung und des Harndrangs und soll so zu einer Steigerung des Harndrangs führen, der dann die Blasenmuskulatur anregt, sich zusammenzuziehen. 
  • Eine weitere häufig sehr wirksame Maßnahme ist die sakrale Neuromodulation. Dieses operative Verfahren zielt darauf ab, die gestörte Kommunikation zwischen Rückenmark und Blasenmuskulatur zu verbessern. Man spricht auch von einem Blasenschrittmacher, da dieser die fehlenden stimulierenden Impulse Richtung Blase ersetzen soll. Dazu werden Elektroden durch die Haut bis an die Nervenwurzeln im Bereich des Kreuzbeins herangeführt, um dort die Wurzeln des dritten und vierten Sakralnervs zu stimulieren. 
  • Sollten die dargestellten Maßnahmen nicht zu einer deutlichen Besserung der Blasenfunktion führen, so muss permanent sichergestellt werden, dass die Blase mit Hilfe eines Katheters regelmäßig vollständig entleert wird. Nur so können Nierenschäden bzw. eine Inkontinenz vermieden werden. Das gängigste Verfahren ist der sog. intermittierende Selbstkatheterismus. Dies ist eine leicht zu erlernende Methode, mit einem sterilen Einmalkatheter die Blase in regelmäßigen Abständen selbst sauber zu entleeren.

Behandlung der neurogenen Harninkontinenz

Die Behandlung ist komplex und wird in aller Regel von einem neurourologischen Facharzt durchgeführt.

In unserem Powerprogramm gegen Blasenschwäche und Reizblase werden alle angewandten Verfahren bildhaft in Videos dargestellt und erläutert.

Behandlung der extraurethralen Inkontinenz

Die extraurethrale Inkontinenz wird in jedem Fall chirurgisch behandelt. Leider gibt es zu einer Operation keine Alternative.  Sollte eine Fistelbildung ursächlich sein, wird in der Regel der Fistelgang operativ verschlossen und der natürliche Weg über die Harnröhre dauerhaft wiederhergestellt. 

Solltest du also an einer extraurethralen Inkontinenz leiden, so kann ich dir nur empfehlen, dich von einem kompetenten Urologen detailliert über alle Aspekte des operativen Eingriffs aufklären zu lassen. Die notwendigen Eingriffe können individuell recht unterschiedlich sein. Eine Faustregel lautet: Je früher eine Fistel erkannt und behandelt wird, umso besser ist die Prognose und umso höher ist die Chance, die Lebensqualität wiederzuerlangen.

Quellen und empfohlene Literatur

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